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Beitragsbild: Münsterland e.V./Philipp Fölting

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„Schilderwechsel“: Kunstprojekte zum 50. Jubiläum der Gebietsreform

7. August 2024 · Kultur

1975 verschiebt die Gebietsreform die Grenzen von Städten, Gemeinden und Landkreisen, jetzt wird daraus Kunst: Unter dem Titel „Schilderwechsel – 50 Jahre Gebietsreform im Münsterland“ präsentiert das Kulturbüro des Münsterland e.V. fünf Projekte unterschiedlicher Sparten, die sich mit der Reform und ihren Folgen auseinandersetzen. 50 Künstlerinnen, Künstler und Kollektive hatten sich auf die Ausschreibung beworben, eine externe Fachjury wählte die besten Ideen aus.

„Die Gebietsreform hat sich tief in die Identität des Münsterlandes eingebrannt“, sagt Laura Säumenicht, Projektleiterin „Schilderwechsel“ beim Kulturbüro. „Unser Anliegen ist es, die Auswirkungen dieses Verwaltungsaktes unter künstlerischer Perspektive zu betrachten. Wir freuen uns, dafür so großartige Projekte gewonnen zu haben. Die Künstlerinnen und Künstler knüpfen an Themen an, die seit 50 Jahren in den Archiven und Köpfen der Menschen schlummern.“

In Theaterworkshops mit Jugendlichen erforscht Theaterpädagogin, Regisseurin und Schauspielerin Stefanie Bockermann (*1970) aus Münster, was es mit den Begriffen Heimat und Grenze auf sich hat. An drei noch zu bestimmenden Orten im Münsterland geht es um Situationen, die Grenzen aufweichen: Welche Schutzschilder stellen wir auf und warum? Wann ist Heimat Heimat und wann hört sie auf, das zu sein? Aus dem zusammengetragenen Stoff schreibt Bockermann drei Minidramen, deren Inszenierung sie zusammen mit den Jugendlichen in weiteren Workshops erarbeitet.

Archivierte Kreiskarten, die ihr Vater als Vermessungsingenieur im Altkreis Lüdinghausen einst zeichnete, sind Grundlage des Projekts von Nikola Dicke (*1971) aus Osnabrück. Die bildende Künstlerin befragt in „Mapping Stories – Karten, Gebiete und Geschichten“ Zeitzeuginnen und Zeitzeugen aus fünf Orten im Kreis Coesfeld zur Gebietsreform, kombiniert die Interviews mit den Kreiskarten und erstellt Trickfilme in Mixed-Media-Technik. Anschließend gehen die Filme auf Tour durch die beteiligten Orte, wo Dicke weitere Gespräche anstößt. Geschichten, die sich aus den Aufführungen vor Ort ergeben, fließen ins Projekt ein. Am Ende entsteht eine fünfteilige Filmprojektion.

„Die Einkreisung – Ein fiktionalisierter True-Crime-Podcast aus dem Münsterland“ von den Münsteraner Künstlern Sarah Giese (*1981), Christoph Tiemann (*1977) und Johannes Kraas (*1985) ist ein erfundener Kriminalfall, der rund um Bocholt spielt: Kurz nachdem die Stadt im Januar 1975 die Kreisfreiheit verliert, geschieht in der Verwaltung ein Verbrechen – und die Borkener Polizei muss dort ermitteln, wo gerade noch die Kollegen zuständig waren. Giese, Tiemann und Kraas generieren den Plot und die Figuren aus echten Geschichten, die ihnen unter anderem in Gesprächen im Kreis Borken begegnen. So entstehen ein vierteiliger Podcast und ein Live-Hörspiel.

Wie die Gebietsreform im heutigen Kreis Steinfurt auf persönliche Biografien gewirkt hat, untersuchen Medienkünstler David Loscher (*1982) aus Baudenbach und Regisseurin Sina Ebell (*1984) aus Gelsenkirchen. Im Zentrum stehen auch hier Personen, die von der Reform betroffen waren und sind. Loscher und Ebell suchen in privaten und öffentlichen Archiven nach Bildern, Briefen, Tagebucheinträgen und Dokumenten, die über die Zeit rund um die Reform Auskunft geben. Das gesammelte Material wird zu einem Essayfilm montiert.

Ein Volksbegehren gegen die Gebietsreform im Jahr 1974 nimmt Performancekünstlerin Chryssa Tsampazi (*1975) aus Berlin zum Anlass für ihr Projekt „Aktion Bürgerwille neu“. Sie führt Gespräche mit ehemaligen Beteiligten in ihrer Geburtsstadt Rheine, in Ibbenbüren und Münster und greift Aktionen und persönliche Momente von damals auf. Anschließend inszeniert Tsampazi diese als Reenactment, eine nachstellende Performance, im öffentlichen Raum.

Zum offiziellen Auftakt von „Schilderwechsel“ lädt das Kulturbüro am 10. Oktober (Donnerstag) alle Interessierten in den Kulturbahnhof in Münster-Hiltrup ein. Gemeinsam mit den Künstlerinnen und Künstlern, Partnern, Förderern und Gästen richtet sich der Blick auf die historische Gebietsreform und die Vorhaben der fünf ausgewählten Projekte. Der Auftakt bildet zugleich den Startschuss für die Recherche und Umsetzung der Projekte. Präsentiert werden sie dann im Frühjahr 2025.

Wer zu einem der Projekte eine passende Erinnerung oder kuriose Geschichte zu erzählen weiß, kann sich gerne an Laura Säumenicht (Tel.: 02571 949367, E-Mail: schilderwechsel@muensterland.com) wenden.

Alles Wissenswerte zu den Kunstprojekten gibt es auf www.muensterland.com/schilderwechsel.


Als Veranstalter von „Schilderwechsel” bildet das Kulturbüro Münsterland das konzeptionelle und kommunikative Dach. Partnerinstitutionen des Projekts und potenzielle Anknüpfungspunkte sind Burg Hülshoff – Center for Literature (CfL), DA, Kunsthaus Kloster Gravenhorst, FARB – Forum Altes Rathaus Borken, Filmwerkstatt Münster, Kulturgut Haus Nottbeck und Theater im Pumpenhaus.

„Schilderwechsel“ wird gefördert durch das Ministerium für Kultur und Wissenschaft NRW (Förderprogramm RKP – Regionales Kultur Programm NRW), die Volksbank Westmünsterland eG und die Werte-Stiftung-Münsterland. Weiter wird das Projekt von der LWL-Kulturstiftung im Rahmen des Kulturprogramms zum Jubiläumsjahr 2025 „1250 Jahre Westfalen“ gefördert. Schirmherr dieses Kulturprogramms ist Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier.

 

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