Digitalisierung
Die Digitalisierung unserer Gesellschaft schreitet immer schneller voran. Auch wenn viele Dienstleitungen und Produkte im Tourismus nach wie vor analog sind, nimmt die Bedeutung von Smartphones, Tablets und Apps in der Branche stetig zu. Gerade für Gäste sind digitale Plattformen und Anwendungen heute unverzichtbar geworden: Egal, ob bei der Recherche des nächsten Urlaubsziels oder beim Teilen von Reiseerlebnissen in sozialen Netzwerken, ob bei der Buchung von Unterkünften und Flügen oder bei der anschließenden Bewertung auf Onlineportalen – digitale Informationskanäle, Buchungswege und Serviceangebote sind aus dem Tourismus nicht mehr wegzudenken. Dabei steigen die Erwartungen an die Anbieter touristischer Leistungen stetig. Dementsprechend ist es wichtig, das digitale Angebot in Bezug auf Service, Informationsbeschaffung, Buchung oder auch Navigation vor Ort zu optimieren, um Gästen und Reisenden ein verbessertes Erlebnis bieten zu können. Denn, ob analaog oder digital: Gästeorientierung ist immer noch der größte Wettbewerbsvorteil.
Onlinebuchbarkeit
Auch wenn in den meisten Betrieben der digitale Wandel bereits Einzug erhalten hat, besteht insbesondere im Gastgewerbe derzeit vielfach noch Nachholbedarf in Sachen Digitalisierung. Buchungen von Unterkünften werden heutzutage bevorzugterweise direkt, schnell und häufig auch kurzfristig durchgeführt. Digitale Verfügbarkeit ist daher unabdingbar für jeden Betrieb in der Branche. Dies belegt auch eine 2016 veröffentlichte Studie, die von Google, TUI Deutschland und den Marktforschungsinstituten TNS und GfK in Auftrag gegeben wurde. Demnach werden neun von zehn Buchungen online recherchiert, fünf davon mit dem Smartphone, Tendenz steigend. Zusätzlich wird die Hälfte aller Urlaube insgesamt und rund ein Drittel aller Pauschalreisen inzwischen online gebucht. Konkret bedeutet dies: Wer heute eine Ferienwohnung, ein Hotelzimmer oder einen ganzen Urlaub verkaufen möchte, muss dem Kunden eine Online-Buchungsmöglichkeit zur Verfügung stellen.
Da die Sichtbarkeit der eigenen Website meist begrenzt ist, sind Buchungsportale ein entscheidender Faktor, um stärker im Internet wahrgenommen zu werden und mehr potenzielle Gäste zu erreichen. Münsterland e.V. und seine angeschlossenen Tourismusstellen betreiben zu diesem Zweck das Online-Reservierungssystem OBIS. Das System benutzt dabei im Hintergrund die Software TOMAS, die heute in zahlreichen Destinationen eingesetzt wird und zu den führenden Online-Reservierungssystemen im Destinationsmarketing zählt. Eine besondere Bedeutung hat außerdem das ständig wachsende Vertriebsnetzwerk des Systems mit zahlreichen starken Kooperationspartnern.
Eine weitere Form der Onlinebuchbarkeit bietet der Tourenplaner Münsterland, der sich auf den Bereich Freizeit und Tourismus fokussiert. In der ersten Ausbaustufe „Rad- und Pferderegion“ werden dem Gast vielfältige Möglichkeiten geboten, individuelle Routen nach thematischen Vorlieben und eigener Leistungsfähigkeit zusammenzustellen. In dieses Routing werden je nach Wunsch automatisiert die Informationen zu den Orten von Interesse einbezogen.
Neben den im System gehaltenen Datenbeständen werden externe Quellen aus dem Online-Buchungs- und Informationssystem des Münsterland e.V., dem Veranstaltungskalender der Aschendorff Medien GmbH & Co. KG und das Fahrplanangebot der Elektronische Fahrplanauskunft des VGM/VRL zugespielt.
Die Anwender können auf der browserbasierten Applikation geplante Touren in ihrem Benutzerkonto speichern. Mit der mobilen App wird auf das Benutzerkonto zugegriffen und die geplante Tour für die Navigation vor Ort genutzt. Dabei ist die mobile App nicht auf eine ständige Verbindung mit dem Mobilfunknetz angewiesen.
Open Data
Der digitale Wandel nimmt auch im Tourismus immer mehr Fahrt auf. Sprachassistenten, Open Linked Data, künstliche Intelligenz, Big Data und viele weitere Aspekte und Entwicklungen stellen die Branche vor gewaltige Herausforderungen. Open Data ist dabei ein zentraler Lösungsansatz für den technologischen und kommerziellen Wandel, der die globale Tourismusindustrie derzeit prägt.
Im Rahmen des Förderprojektes „Touristisches Datenmanagement Nordrhein-Westfalen – offen, vernetzt, digital“ mit Tourismus NRW als Projektträger baut der Münsterland e.V. ein neues touristisches Datenmanagement auf.
Augmented Reality und Virtual Reality
Augmented und Virtual Reality erhalten immer mehr Einzug in den Tourismus. Viele Unternehmen sehen darin einen neuen Trend, der das Potenzial dazu hat, das Reiseerlebnis aber auch die Branche als solche grundlegend zu verändern.
Augmented Reality bedeutet dabei soviel wie „erweiterte Realität“ und umschreibt den Vorgang, dass die bestehende Realität – beispielsweise eine Broschüre, ein Plakat, ein Gebäude oder auch ein kompletter Straßenzug – mittels Smartphone oder Tablet mit zusätzlichen Informationen angereichert wird. Diese können aus Texten, Bildern oder Videos bestehen und mit entsprechenden Apps abgerufen werden. Die einfachste Form der Augmented Reality sind QR-Codes, kleine schwarz-weiße Quadrate, die zum Beispiel von der Handykamera gescannt werden und daraufhin ihre zusätzlichen Inhalte preisgeben. Andere System basieren hingegen auf den GPS-Daten des Smartphones: Hier erkennt eine entsprechende App, wo im öffentlichen Raum sich der Nutzer gerade befindet und spielt darauf basierend zusätzliche Informationen ab. Allerdings gibt es auch Ansätze, die nicht auf den Gebrauch von Smartphones oder Tablets abzielen. So werden beispielsweise auch fest installierte Bildschirme verwendet, die in 3D-Optik öffentliche Plätze in ihren historischen Urzustand zurückverwandeln oder die früheren Mauern einer Ruine wieder auferstehen lassen.
Einen Schritt weiter geht dabei die virtuelle Realität: Große Konzerne wie Google haben bereits viel in die Entwicklung entsprechender Technologien investiert und bringen sogenannte VR-Brillen auf den Markt, mit denen zusätzliche Informationen im Blickfeld des Trägers eingeblendet werden oder mit denen der Nutzer komplett andere Welten erleben kann, unabhängig von seiner tatsächlichen räumlichen Umgebung. Für Urlauber könnte dies eine völlig neue Art des Reisens bedeuten: So wären sie schon vor Reiseantritt in der Lage, virtuell die Aussicht aus dem Hotelzimmer zu genießen, das passende Restaurant für den Abend anzuschauen oder die optimale Route für einen Spaziergang durch die Altstadt zu erkunden. Über die Firma Matterport beispielsweise können Betriebe einen 3D-Rundgang durch ihre Räumlichkeiten im Internet erstellen, der Online-Besuchern einen präzisen Einblick in die Unterkünfte oder Veranstaltungsräume und ihre Ausstattung ermöglicht.
VR-Technologien werden es künftig also ermöglichen, sich schon während der Inspirations- und Informationsphase einen genaues Bild von einem fremden Ort zu machen. Die dort gesammelten Eindrücke helfen Interessierten letztlich, sich für oder gegen ein Reiseziel zu entscheiden. Zusätzlich unterstützt Virtual Reality den Erlebnischarakter vor Ort: Der Tourist kann seine ganz individuelle Stadtführung zusammenstellen und frei über Inhalt und Umfang bestimmen. Bei Interesse an Sehenswürdigkeiten und Gebäuden fügt die Datenbrille der realen Umgebung die entsprechenden Hintergrundinformationen hinzu bzw. zeigt Orte so, wie sie früher einmal aussahen.
Positionspapier Tourismus NRW
Tourismus NRW hat zur Digitalisierung in der Branche ein Positionspapier herausgegeben, in dem neben den bereits angesprochenen Themenfeldern auch weitere Fragen genauer besprochen werden. Zusätzlich werden sieben Thesen formuliert, die kurz zusammengefasst wie folgt lauten:
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- Um zukünftig überleben zu können, müssen sich Unternehmen den Herausforderungen der Digitalisierung stellen.
- Gleichzeitig bietet der digitale Wandel aber auch die Chance, sich zu verändern und neue Märkte und Kundengruppen zu erschließen.
- Niemand sollte davon ausgehen, dass sein eigenes Produkt von der Digitalisierung und damit verbundener, vielleicht auch branchenfremder Konkurrenz verschont bleibt.
- Die Reisebranche muss sich insbesondere auch auf branchenfremde große Player einstellen und hier versuchen, die neuen Techniken für sich selbst zu nutzen (Beispiel Buchungsportale).
- Vor allem die virtuelle Realität wird unser Leben und insbesondere auch die Reisebranche verändern.
- Vernetzung ist wichtig, um überleben zu können. So kann Know-how geteilt werden, während sich jeder in der Customer Journey auf das konzentriert, was er am besten kann.
- Der Mensch wird trotz aller Digitalisierung weiter im Mittelpunkt stehen.
Das vollständige Positionspapier inklusive zahlreicher Studienergebnisse und vielen Anwendungsbeispielen ist auch als pdf-Dokument erhältlich.
DTV-Leitfaden zur Digitalisierung 2019
Bereits zum zweiten Mal nach 2018 hat der Deutsche Tourismusverband zum Jahresende 2019 einen Leitfaden zur Digitalisierung im Tourismus herausgegeben. Ziel ist es, die Tourismusorganisationen bei der digitalen Transformation zu unterstützen. Neben Analysen und Angeboten liefert der Leitfaden konkrete Anwendungsmöglichkeiten und Praxisbeispiele, die zum besseren Verständnis des Megatrends beitragen. Zeitgleich helfen sie aber auch bei der Bewertung, Auswahl und Umsetzung der vielfältigen digitalen Möglichkeiten.
Zudem enthält der Leitfaden Auszüge zweier Befragungen, die unter Deutschlands Tourismusdestinationen durchgeführt wurden. Diese gehen der Frage nach, wie der konkrete Stand bei der Digitalisierung des Deutschlandtourismus ist und wie gut die Akteure derzeit aufgestellt sind.
Der Leitfaden kann im DTV-Onlineshop kostenlos bestellt oder als PDF-Dokument heruntergeladen werden.
>> Leitfaden „Tourismus Digital“ herunterladen
Digitalisierungsstudie „Hotellerie 4.1“
Bereits zum dritten Mal veröffentlichen Roland Berger, der Hotelverband Deutschland (IHA) und die Österreichische Hoteliervereinigung (ÖHV) eine länderübergreifende Benchmarkstudie zum Digitalisierungsstand der Branche.
Eine wesentliche Voraussetzung für die erfolgreiche Nutzung der Digitalisierung ist vor allem das Wissen um die Möglichkeiten und deren Einsatz im Betrieb. Dabei geht es vor allem um einfache operative Anwendbarkeit der Lösungen. Das spiegelt sich in den Ergebnissen der Befragung wider: Um auf dem Feld noch fitter zu werden, benötigen die Unternehmen mehr digitalen Support von außen (71 %) und gleichzeitig mehr Know-how im Betrieb (60 %).
Gefordert wird in dem Zusammenhang: eine zeitgemäße Ausbildung für die Fachkräfte von morgen. „Die Schulen müssen dem Nachwuchs die Tools von morgen beibringen mit Lerninhalten, die laufend evaluiert und mit Inputs aus der Praxis angereichert werden“, so die Studienexperten.
>> Hier können Sie die Ergebnisse der Studie einsehen.
Fazit
Aufgrund der zahlreichen Neuerungen und stetigen Entwicklungen im Bereich der Digitalisierung lohnt es sich, seine Augen offenzuhalten und zu prüfen, welche Innovationen für das eigene Unternehmen geeignet sind oder welche sogar genutzt werden müssen, um konkurrenzfähig zu bleiben. Es ist daher ratsam, das eigene Geschäftsmodell zu hinterfragen, anzupassen oder gegebenenfalls sogar zu erneuern. Dabei sollte man nicht zu sehr an traditionellen Geschäftsmodellen festhalten, denn: Die Digitalisierung ist ein fortlaufender Prozess, in dem nur jene Unternehmen erfolgreich sind, die es schaffen, sich anzupassen und es verstehen, die neuen Möglichkeiten bestmöglich für sich zu nutzen.